paradox und doch vernünftig

Hinter GitternDas Gefangenen-Dilemma

auch bekannt als
Prisoner's Dilemma

Das Gefangenendilemma ist ein Dilemma oder Paradoxon, was als  zentrales Problem in die Spieltheorie eingegangen ist. Es ist das klassische  Beispiel für ein Zwei-Personen-Nicht-Nullsummen-Spiel. Es wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts von  Merrill Flood und Melvin Drescher formuliert.  Dieses Problem lassen sich leicht analoge Formulierungen für Beispiele aus Wirtschaft, Politik, sowohl innenpolitisch als auch zwischenstaatlich (Wettrüsten).

Klassische Formulierung

In der klassischen Form sieht die Ausgangslage wie folgt aus:
Zwei Gefangene werden einer schweren Straftat verdächtigt, die sie gemeinsam begangen haben sollen. Die potentielle Höchststrafe für dieses Verbrechen beträgt z.B. 10 Jahre. Ohne Geständnis können sie jedoch nicht wegen dieser Straftat verurteilt werden, da die Indizien dafür nicht ausreichen. Allerdings gibt es genügend Beweise für kleinere Vergehen, sodass sie beide, falls sie hartnäckig schwiegen,  für jeweils ein Jahr einsitzen müssten. Wenn einer jedoch auspackte und der andere schwiege, würde der erste ungestraft davonkommen, während der andere die Höchststrafe erhielte. Schweigen beide konsequent erhielten Sie jeweils 1 Jahr Gefängnis für die geringen Vergehen. Wenn sie beide auspackten erhielten sie jeweils 7 Jahre.
Beide können nicht miteinander kommunizieren, d.h. sie können also nicht ein gemeinsames Vorgehen koordinieren.

1. Gefangener/2. Gefangener
schweigen
gestehen
schweigen
(-1,-1)
(-10,0)
gestehen
(0,-10)
(-7,-7)

Je höher die Punke für einen Gefangenen in der Matrix (1. Komponente der Zweiertupel  entspricht 1. Gefangenen und 2. Komponente entspricht Punktwert für 2. Gefangenen) desto besser für ihn.

Das  Dilemma dieses Paradoxons besteht darin, dass die jeweils idividuell sinnvolle Entscheidung eines Gefangenen in einem Geständnis besteht, aber zusammen betrachtet, wäre es sinnvoller zu schweigen und ein Jahr Gefängnis in Kauf zu nehmen.

Strategie-Spiel

Das Gefangenen-Dilemma kann man auch als Strategiespiel formal  formulieren:
Man kann dies auch mit einer Bewertungsfunktion bA für den Gefangenen A formulieren:
bA(gestehen, schweigen) > bA(schweigen, schweigen) > bA(gestehen, gestehen) > bA(schweigen, gestehen)
mit bA(gestehen, schweigen)=3, bA(schweigen, schweigen) =2, bA(gestehen, gestehen)=1 und bA(schweigen, gestehen)=0

Damit lässt sich obige Matrix auch so formulieren:
1. Gefangener/2. Gefangener
schweigen
gestehen
schweigen
2,2
0,3
gestehen
3,0
1,1

Wirtschaft

Eine Anwendung des Gefangenen-Dilemmas in der Wirtschaft. Betrachten wir in einem simplen Beispiel zwei Firmen F1 und F2, die beide das gleiche Gut produzieren, welches sie entweder zu einem niedrigen oder zu einem hohen Preis verkaufen können. Wenn beide sich dafür entscheiden, zu einem hohen Preis anzubieten, können sie jeweils einen Profit von 700.000 € machen. Wenn z.B. F1 das hohe Preisniveau beibehält, während F billig anbietet, dann macht F1 einen Verlust von 100.000 €, während sein Konkurrent einen Umsatz von 1.000.000 € erzielen kann. Bieten beide niedrig an, können sie einen Umsatz von jeweils 500.000 € machen.
F1 /  F niedrig
hoch
niedrig
(500.000,5000)
(1.000.000,-100.000)
hoch
(-100.000,1.000.000)
(500.000,500.000)

Nash-Gleichgewicht

Der amerikanische Mathematiker John Forbes Nash formulierte ausgehend von obigen Beispielen einen zentralen Begriff der Spieltheorie: das Nash-Gleichgewicht (Nash's Equilibrum)
Es beschreibt in Spielen einen Zustand eines strategischen Gleichgewichts, in dem kein Spieler für sich einen Vorteil erzielen kann, wenn er alleine seine Strategie verändert.


Adam Smiths "Unsichtbare Hand"

invisible hand ... and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention.  .... By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it. ....
Ausschnitt aus "An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations" (1776), Adam Smith
 
Wenn jedes Individuum, oder besser jeder Unternehmer, seinen eigenen Vorteil optimiert, dient dies zum Wohle der Gesellschaft. Smith geht sogar soweit, dass er sagt, das Wohl der Gesellschaft könne man gar nicht direkt optimieren. "I have never known much good done by those who affected to trade for the public good." Das Wohl  der Gesellschaft wird ganz nebenbei wie von einer unsichtbaren Hand geschaffen. Der Nobelpreisträger Nash zeigte mit seinem Nash-Gleichgewicht, dass das egoistische Gewinnstreben einzelner nicht automatisch zum größtmöglichen Nutzen aller gereicht. Impressum